Wieland Herzfelde (Wohnung)

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Wieland Herzfelde (eigentlich Herzfeld; * 11. April 1896 in Weggis, Schweiz; † 23. November 1988 in Ost-Berlin) war ein deutscher Publizist, Autor und Verleger. 1916 gründete er den legendären Malik-Verlag, der auf Avantgardekunst sowie kommunistische Literatur spezialisiert war.

Leben


Wieland Herzfeld wurde als drittes von vier Kindern des Schriftstellers Franz Held (eigentlich Herzfeld) und dessen Frau Alice Stolzenberg geboren. Er folgte seinem älteren Bruder Helmut Herzfeld 1914 nach Berlin, wo er Germanistik und Medizin studierte. Seit seiner Jugend hegte er den Wunsch, Schriftsteller zu werden und verfasste bereits in jungen Jahren erste Gedichte. Seit März 1914 veröffentlicht er seine Arbeiten unter dem Namen Wieland Herzfelde mit angehängtem „e“, da er von Else Lasker-Schüler so genannt wurde.[1] Seine künstlerischen Pläne wurden jedoch 1914 unterbrochen. Herzfelde zog als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg. Die Erlebnisse an der Front erschütterten ihn, und er beschloss 1916 mit seinem Bruder, eine Zeitschrift gegen den Krieg herauszubringen. Die erste Ausgabe der Neuen Jugend erschien noch im selben Jahr, wurde aber bereits im folgenden Jahr von der Regierung verboten.

Aus ihr ging 1917 schließlich der Malik-Verlag hervor, der sich zunächst auf das Publizieren von politisch brisanten Zeitschriften (u. a. Die Pleite, Der Gegner) und Kunstmappen von George Grosz spezialisiert hatte. Im selben Jahr wurde Herzfelde aus der Armee entlassen.

Sein Bruder Helmut Herzfeld, der sich nun John Heartfield nannte, war Mitbegründer des Verlags und für die extravagante Gestaltung der Veröffentlichungen zuständig. Allmählich wandelte sich das Unternehmen von einem Zeitschriften- zu einem Buchverlag, wurde zum Sprachrohr des Dadaismus und unterstützte mit seinen Publikationen die Sowjetunion.

Herzfelde pflegte zu vielen Berliner Künstlern der damaligen Zeit persönliche Kontakte, unter anderem zu Harry Graf Kessler, Else Lasker-Schüler oder Erwin Piscator, die ihm bei seiner Arbeit finanzielle sowie moralische Hilfe anboten.

Am 31. Dezember 1918, dem Tag der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), traten Herzfelde, Grosz und Heartfield der Vereinigung bei.

In den 1920er Jahren wurde der Verlag durch eine Kunstgalerie, die Grosz-Galerie, und eine Buchhandlung erweitert. Im April 1921 mussten Herzfelde und Grosz vor Gericht erscheinen. Es ging um einen Prozess wegen Beleidigung der Reichswehr, den das Reichswehrministerium angestrengt hatte. Anlass waren Ausstellungsstücke aus der Ersten Internationalen Dada-Messe von 1920: Grosz' Mappe Gott mit uns und der ausgestopfte Soldat mit dem Schweinekopf, entworfen von Schlichter und Heartfield.[2][3] Das Gericht verhängte Geldstrafen von 300 RM gegen Grosz und von 600 RM gegen seinen Verleger Wieland Herzfelde.[4]

Mit der Machtergreifung Hitlers wurde die Herausgabe linksgerichteter Bücher unmöglich. Herzfelde versteckte sich bei Freunden vor der Gestapo und fand zuletzt Unterschlupf bei Ernst Rowohlt. 1933 floh er nach Prag, wo er die Verlagstätigkeit wieder aufnahm. Nach der offiziellen Schließung des Malik-Verlags in Berlin 1934 durch die Nationalsozialisten, verlegte Herzfelde den Sitz des Hauses aus rechtlichen Gründen nach London, leitete aber den Verlag weiterhin von Prag aus. Hier begann er unter anderem Werke von Johannes R. Becher und Ilja Ehrenburg zu verlegen und zusammen mit Anna Seghers die Zeitschrift Neue deutsche Blätter zu veröffentlichen, die gegen die braune Unkultur in Deutschland gerichtet war. In diese Zeit fiel auch die Herausgabe der „Gesammelten Werke“ von Bertolt Brecht.

Zusammen mit seinem Bruder floh er 1938 nach London, erhielt 1939 ein Visum für die USA und emigrierte schließlich nach New York. Hier begann die härteste Zeit für den Verleger und seine Familie, da diese ohne jegliche finanzielle Reserven und befreundete Geldgeber ein komplett neues Leben beginnen mussten. Erst fünf Jahre nach seiner Ankunft in Amerika konnte er seinen Wunsch, einen Verlag für deutsche Exilautoren zu gründen, verwirklichen. Den antifaschistischen Aurora-Verlag rief er gemeinsam mit Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin, Heinrich Mann, Ernst Bloch, Ferdinand Bruckner, Oskar Maria Graf, Berthold Viertel, Ernst Waldinger und F. C. Weiskopf 1944 ins Leben. Dieser musste allerdings zwei Jahre später wieder geschlossen werden, da Herzfelde hoch verschuldet war.

1949 kehrte der Verleger nach Deutschland zurück und wurde Professor für Literatur an der Universität Leipzig. Er verfasste Gedichte, Erzählungen, Essays und arbeitete als Übersetzer. Nach der Rückkehr John Heartfields 1950 entstanden Bühnenbilder und Buchausstattungen. Auch George Grosz kehrte 1959 nach West-Berlin zurück, verstarb jedoch noch im gleichen Jahr.

Wieland Herzfelde setzte sich weiterhin für die Grundsätze des Sozialismus ein, erhielt in der DDR als Verleger aber keine große Unterstützung und Anerkennung. Wie viele Genossen, die während des Faschismus Zuflucht in Westeuropa oder den USA gesucht hatten, wurde er zeitweilig von der Partei ausgeschlossen. In den Jahren 1952–1962 widmete er sich ganz der Herausgabe der 14-bändigen „Gesammelten Werke“ von Leo N. Tolstoi. Grab von Wieland Herzfelde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin, hier noch mit dem alten, von Herzfelde selbst entworfenen Grabstein.

1968 verstarb sein Bruder John Heartfield. Im gleichen Jahr veranstaltete die Akademie der Künste die Ausstellung „Der Malik-Verlag“, wobei der Reprint der Neuen Jugend eine Reihe Neudrucke aller Malik-Zeitschriften und ausgewählter Bücher zufolge hatte. Auch in Westdeutschland wurde das Werk des Verlegers durch mehrere Ausstellungen gewürdigt.


Adresse: Dachwohnung im Haus Kurfürstendamm 76, Berlin-Charlottenburg


Text: Wikipedia

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