Werner Krauss

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Werner Krauss (* 7. Juni 1900 in Stuttgart; † 28. August 1976 in Berlin) war ein deutscher Romanist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus sowie Politiker (KPD und SED).

Leben

Werner Krauss wurde geboren als Sohn des Archivrats Rudolf Krauss und Ottilie, geborene Schüle, einer Schwester von Eberhard Koebels Mutter. Im Juni 1918 legte er am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart das Abitur ab und wurde anschließend zum Wehrdienst eingezogen.

Nach Entlassung aus der Armee studierte Krauss an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Humboldt-Universität zu Berlin Literaturwissenschaften, insbesondere Romanistik. Von 1922 bis 1926 lebte er in Spanien. 1929 wurde er bei Karl Vossler, bei dem auch Victor Klemperer studiert hatte, zum Dr. phil. promoviert. Seit April 1931 war er Assistent am Romanischen Seminar der Philipps-Universität Marburg und habilitierte sich im Jahr darauf bei Erich Auerbach. Nach dessen Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten kam Krauss den Lehr-Verpflichtungen des jüdischstämmigen Hochschullehrers nach. Eine Professur wollten ihm die Machthaber indes nicht einräumen, da sie an seiner ideologischen Zuverlässigkeit zweifelten. Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler. Als Dozent in Marburg wurde er im August 1940 zur Wehrmacht eingezogen und einer Dolmetscher-Kompanie zugeteilt.

Über seinen Freund, den Psychiater John Rittmeister, und dessen Kreis kam er mit Harro Schulze-Boysen in Verbindung. Mit seiner Freundin Ursula Goetze beteiligte er sich in Berlin-Schöneberg an der Zettelklebeaktion gegen die Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten. Im November 1942 wurde er als Mitglied der Roten Kapelle verhaftet und am 18. Januar 1943 wegen Beihilfe zum Hochverrat vom Reichskriegsgericht zum Tod verurteilt. Neben der Zettelklebeaktion wurde ihm das Abhören ausländischer Sender und das Lesen und die Weitergabe von „Hetzschriften“ zur Last gelegt.

Das Todesurteil wurde nicht vollstreckt, sondern mit Hilfe psychiatrischer Gutachten und der Fürsprache einflussreicher Wissenschaftler am 14. September 1944, nach verschiedenen Gefängnis- (u. a. in Plötzensee) und Aufenthalten in der Psychiatrie, zu fünf Jahren Zuchthaus abgemildert. In der Plötzenseer Todeszelle schrieb er mit gefesselten Händen einen skurrilen Schlüsselroman mit einem Luftwaffenoffizier (Harro Schulze-Boysen) als Zentralfigur: PLN – Die Passionen der halkyonischen Seele.

Dennoch wäre Krauss kurz vor Kriegsende beinahe noch umgekommen. Aus dem Wehrmachtgefängnis Torgau wurde er zusammen mit anderen Mithäftlingen auf einen Marsch in Richtung Osten geschickt. Wahrscheinlich wollten die Nazis diese Häftlinge in einem KZ zum Arbeitseinsatz heranziehen. Dieser Marsch wurde dann aber von vorrückenden US-Soldaten aufgehalten.

Das Kriegsende erlebte er in der Tschechoslowakei. Von dort kehrte er nach Marburg zurück. 1945 war er an der Gründung der Monatszeitschrift Die Wandlung beteiligt. 1946 erhielt er an der Philipps-Universität die lange ersehnte Professur. Zugleich gehörte er einem Gremium an, das für die Entnazifizierung der Professoren zuständig war.

Ein Jahr später nahm er einen Ruf als Ordinarius an die Universität Leipzig an. Grab von Werner Krauss auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden

Nach dem Krieg trat Krauss der KPD bei. Mit Schreiben vom 19. Februar 1946 wurde Werner Krauss als Vertreter der KPD in den ernannten beratenden Landesausschuss Groß-Hessen ernannt. Am 15. Mai 1946 schied er zu Gunsten von Jo Mihaly aus dem Vorparlament wieder aus.

Nach seiner Übersiedlung in die DDR wurde er Mitglied des Parteivorstandes der SED.

Einer der Schwerpunkte des wissenschaftlichen Werks von Werner Krauss war die französische Aufklärung. 1955 gründete Krauss in Leipzig im Rahmen der Deutschen Akademie der Wissenschaften (später Akademie der Wissenschaften der DDR) eine Arbeitsgruppe zur Geschichte der deutschen und französischen Aufklärung. Neben seinen eigenen Editionen (z. B. von Cartaud de la Villatte) veranlasste er auch Übersetzungen bedeutender Werke zur Aufklärung. Krauss verstand die Beschäftigung mit der Aufklärung immer auch als Beitrag zur Selbstverständigung der Gegenwart. 1958 wurde er Professor an der Berliner Akademie der Wissenschaften; 1964 wurde er emeritiert.

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin.


Wohnsitz: Adresse: Kanalstraße 35 (Berlin-Hessenwinkel)

Text: Wikipedia

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