Werner Gladow

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Werner Gladow (* 8. Mai 1931 in Berlin; † 10. November 1950 in Frankfurt (Oder)) war der jugendliche Chef der berüchtigten Gladow-Bande im Berlin der Nachkriegszeit.

Leben

Werner Gladow, Sohn eines Fleischers aus Berlin-Friedrichshain, betätigte sich 16-jährig zunächst als Schwarzhändler am Alexanderplatz. Durch Kinobesuche und Kriminalromane angeregt, träumte er von einem Leben à la Al Capone, reich und gefürchtet bei seinen Gegnern. Seinem Vorbild näherte er sich später auch modisch durch Tragen von schwarzen Maßanzügen, Maßschuhen und weißen Krawatten an. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs scharte Gladow eine Gruppe von Jugendlichen um sich und begann mit kleineren Diebstählen. Von seinen Kumpanen wurde er Doktorchen genannt, da er die Tertia einer Berliner Oberschule absolviert hatte.

Sein Erfolgsrezept bestand darin, dass er Überfälle im West-Teil der Stadt verübte und dann in den Ost-Teil flüchtete, an dessen Sektorengrenze die ihn verfolgende West-Berliner Polizei die Verfolgung abbrechen musste. Das nächste Mal verübte er einen Überfall im Ost-Teil und flüchtete sich in eine angemietete Wohnung oder auf ein Trümmergrundstück im Westen. Dieses Treiben wurde von manchen Erwachsenen und der Presse des Kalten Kriegs anfänglich sogar mit Sympathie verfolgt. Gladow begann daraufhin seine Überfälle auch für die Medien zu inszenieren und sogar „Visitenkarten“ am Tatort zu hinterlassen. Die Bande wuchs von 10 auf zeitweise 27 Mitglieder und beschaffte sich Waffen, beispielsweise bei einem Überfall auf eine Streife der Volkspolizei. Damit bestritt sie Banküberfälle, bei denen die ersten Schwerverletzten und auch zwei Tote zu beklagen waren, was letztlich zu einem Stimmungsumschwung in der Groß-Berliner Bevölkerung führte.

Gerade 18 Jahre alt, wurde er von einem gefassten Bandenmitglied verraten. Von Beamten in der elterlichen Wohnung in der Schreinerstraße in Friedrichshain gestellt, konnte Gladow erst nach einem legendären, etwa einstündigen Feuergefecht mit der Volkspolizei verhaftet werden. Seine Mutter warnte ihn laut mit dem Ruf „Kriposchweine!“ vor den eindringenden Beamten, Gladow wiederum schoss, in jeder Hand eine Pistole, auf die Polizisten. Seine Mutter half ihm, die Pistolen nachzuladen und die Schüsse zu dirigieren. Gladow konnte überwältigt werden, nachdem ihn ein Beinschuss kampfunfähig gemacht hatte. In einem aufsehenerregenden Prozess wurde Werner Gladow zusammen mit zwei weiteren Bandenmitgliedern 1950 zum Tode verurteilt und in Frankfurt (Oder) als einer der ersten Bürger auf dem Staatsgebiet der DDR hingerichtet.[1] Angeblich klemmte zunächst das Fallbeil und blieb zweimal im Hals des vor Schmerzen schreienden 19-Jährigen stecken. Der dritte Anlauf war letztlich erfolgreich.[2] Dem Vernehmen nach fiel der Staatsanwalt während dieser Hinrichtungsprozedur in Ohnmacht.

Trivia

Gladow wird im Zusammenhang mit der Verkündung seines Urteils der Ausspruch zugeschrieben: „Wissen Sie, Herr Richter, die dreifache Todesstrafe, einmal lass ich mir das ja gefallen, die Birne abhauen, aber det andere beede Mal würde ich sagen, dat is Leichenschändung.“[3]

Film

Das Leben Gladows wurde mehrfach verfilmt, unter anderem von dem Dichter-Regisseur Thomas Brasch in dem Spielfilm Engel aus Eisen (Bundesrepublik Deutschland, 1980, den Gladow spielt Ulrich Wesselmann). Der Film zeichnet ein realistisches Bild des damaligen Trümmer-Berlin. Vor allem das verdunkelte West-Berlin zu Zeiten der Berliner Luftbrücke bedeutete für die Gladow-Bande einen idealen Ort für Raubzüge. Der Film ist unterlegt mit dem ständigen, über der Stadt liegenden Brummen der Rosinenbomber, die im Abstand von drei Minuten landeten, ihre Ladung löschten und dann wieder aufstiegen, um neue Hilfsgüter heranzuschaffen.

Ortsbezug: Am 03.06.1949 wurde er im Haus seiner Eltern in der Berliner Schreinerstraße 52, nach einem Schusswechsel mit der Polizei verhaftet.


Text: Wikipedia

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