Renate Niethammer

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Renate Niethammer, geb. Kaiser, (* 13. März 1913 in Nordhausen im Harz; † 17. Januar 2017 in Willich in Nordrhein-Westfalen) war eine deutsche Grafikerin und Malerin.

Leben

Renate Niethammer ist die Tochter einer wohlhabenden Familie aus Nordhausen im Harz. Sie waren reich, der Urgroßvater war Möbelfabrikant, der Großvater war Katasterdirektor, die Großmutter bemalte Tonvasen, der Vater betrieb eine Handelsgärtnerei. Die Ehe der Eltern wurde früh geschieden. Niethammer hat mehrere Geschwister. In ihrer Schulzeit war sie wegen häufiger Umzüge der wieder verheirateten Mutter zuerst in Jever/Ostfriesland. In großen Schulklassen mit bis zu 70 Kindern, z. T. aus Moorarbeiterfamilien, lernte Renate Niethammer früh die Armut kennen. Sie besuchte insgesamt vierzehn verschiedene Schulen, zuletzt das Oberlyzeum in Berlin-Friedenau. In der Unterprima (11. Klasse) gewann sie den 1. Preis der Stadt Berlin für ein Drama über das Frauenbild im Zeitablauf.

Ihr malerisches Interesse wurde früh von ihrer Großmutter und ihrer Tante Paula, einer Diakonisse, geweckt. In Berlin erhielt sie mit 18 Jahren ihren ersten Malunterricht in der privaten Kunstschule von Else Marcks-Penzig (1887–1950), einer Schülerin von Emil Rudolf Weiß, bis 1933 Professor an der Berliner Kunstgewerbeschule.

1932 legte sie die Aufnahmeprüfung an der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg ab. Lehrer im Porträt- und Aktzeichnen war insbesondere Erich Wolfsfeld, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1937 nach Palästina emigrieren musste. Daraufhin bekam die Klasse mit Renate Niethammer den neuen Lehrer Eichhorst, der dem Nationalsozialismus treu ergeben war. Die Schüler boykottierten dessen Unterricht, was zur Auflösung der Klasse führte. Renate Niethammer wurde daraufhin dem Atelier von Professor Spiegel zugewiesen, einem anderen Lehrer, der den NS-Ideen verpflichtet war. Es gelang ihr, in den grafischen Werkstätten von Professor Michel unterzutauchen.

1937 heiratete sie den Ingenieur für Flugzeugbau Friedrich Niethammer. In Folge der Geburt der Tochter 1938 in Leipzig litt sie an einer lebensgefährlichen Infektion (Kindbettfieber), die zur fast vollständigen Erblindung führte. Es folgte ein Jahr Aufenthalt in der Leipziger Universitätsklinik bis zur Genesung. Ihr Ehemann hielt sich beruflich in Prag auf, wohin sie ihm nach der Geburt des Sohnes 1942 in Augsburg folgte. Im Gefolge des Krieges kam ihr Ehemann 1944 ums Leben. Es gelang Renate Niethammer mit beiden Kindern die Flucht zurück nach Nordhausen. Dort erlebte sie nach einigen Tagen den Bombenhagel auf Nordhausen. Sie und die Kinder überlebten, andere Mitglieder ihrer Familie kamen darin um.

1946 gründete sie eine private Malschule im noch zerbombten Haus der Großeltern in Nordhausen. Insgesamt unterrichtete sie ca. 30 Schüler. Einige von ihnen führte sie systematisch zu Aufnahmeprüfungen an Fach- und Hochschulen, beispielsweise Burg Giebichenstein und die Hochschule für Architektur in Weimar. Der dort lehrende Professor Hermann Henselmann anerkannte bei Studierenden die aus Nordhausen mitgebrachten Fähigkeiten. Eine Studentin erhielt vom Kulturbund den ersten Preis des Landes Thüringen für ihre in Nordhausen angefertigten Arbeiten. Niethammer zeigte ihre Werke in mehreren Ausstellungen. Ein lebensgroßes Bild „Junger Geiger“ wurde von der Stadt Nordhausen gekauft und dem städtischen Orchester übergeben. Weitere Auftragsbilder entstanden. 1948 wurde ihre Malschule von der sowjetischen Kommandantur geschlossen.

1948 bis 1950 absolvierte sie ein weiterführendes Studium, insbesondere der Wandmalerei, bei Professor Kirchberger in Weimar. Es entstand eine Auftragsarbeit in der Größe 8 × 5,5 m für das Weimarer Stadttheater zum Thema „Friedensgrenze“. Das Bild wurde mehrere Wochen im Weimarer Museum ausgestellt. 1953 arbeitete sie im Auftrag der Stadt Nordhausen als Leiterin eines Malzirkels für bildende Kunst. Das Einkommen daraus ermöglichte den Unterhalt der Familie.

1957 siedelte sie mit den Kindern nach Berlin über. Von dort aus kaufte sie ein Grundstück in Kolberg, nahe Königs Wusterhausen. Niethammer bekam den Auftrag der evangelischen Kirche, ein Triptychon zu malen für die Dorfkirche Selchow bei Storkow, insgesamt 4,20 m lang mit ca. 50 Figuren. 1962 übernahm sie den Zirkel für bildnerisches Volksschaffen im Schwermaschinenbau in Wildau, zwei Zirkel des NVA-Nachrichtenregiments in Niederlehme, den Mal- und Zeichenzirkel als künstlerische Leiterin im Kulturhaus Interflug und im Kulturhaus Fernsehelektronik-Berlin. Weitere Auftragsarbeit war ein 2 × 3,70 m großes Tafelbild mit den Porträts der besten Arbeiter des Binnenhafens in Königs Wusterhausen.

Renate Niethammer ist seit 1995 Mitglied in der GEDOK – Brandenburg in Rangsdorf.

Bis 2011 war ihr Wohnsitz in Kolberg (Friedenstraße 18) in Brandenburg. Es entstand hier insbesondere Malerei in Öl, Aquarell, Kohle und Kreide. Motive sind immer wiederkehrend Menschen; Männer-, Frauen- und Kinderporträts, Arbeiter, Politiker, Künstler, aber auch leuchtend farbige Blumen-Stillleben. Ein Triptychon über Frauen der Weltgeschichte blieb bislang unvollendet. Landbriefträger in Kolberg, Öl, 1974

2011 folgte die altersbedingte Übersiedelung nach Nordrhein-Westfalen in die Nähe des Wohnsitzes ihres Sohnes, wo sie am 17. Januar 2017 starb.[1]


Text: Wikipedia

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