Lilian Harvey (Wohnhaus)

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Lilian Harvey, Fotografie (um 1928) von Alexander Binder

Lilian Harvey (eigentlich: Lilian Helen Muriel Pape, * 19. Januar 1906 in London; † 27. Juli 1968 in Juan-les-Pins, Frankreich) war eine britisch-deutsche Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin.


Leben

Lilian Harvey wurde 1906 in London als Tochter einer Engländerin und des deutschen Kaufmanns Walter Pape aus Magdeburg geboren. Während des Ersten Weltkrieges hielt sich die Familie Pape gerade in Magdeburg auf, konnte und wollte deshalb nicht nach England zurückkehren. Das Mädchen Lilian wurde in die Schweiz nach Solothurn zur Tante verschickt. 1923 machte sie ihr Abitur in Berlin, wo sich die Familie inzwischen niedergelassen hatte. Danach löste sie sich von der häuslichen Umgebung. Sie besuchte die Ballettschule der Deutschen Staatsoper und erhielt erste bezahlte Auftritte als Tänzerin in Ungarn und Österreich. Zugleich nahm Lilian Pape nun auch den Geburtsnamen ihrer Mutter Harvey an.

Von da an ging es mit der Karriere aufwärts. Im Februar 1924 erhielt sie eine erste kleine Rolle in Robert Lands „Der Fluch“, wo sie die junge Jüdin „Ruth“ spielte. Sie agierte in mehreren Stummfilmen und erhielt bereits 1925 im Film Leidenschaft als Partnerin von Otto Gebühr die Hauptrolle. Mit Willy Fritsch, mit dem sie später noch elf weitere Filme drehte, stand sie erstmals 1926 in der Operettenverfilmung von Die keusche Susanne vor der Filmkamera.

1930 kam der entscheidende Durchbruch, als sie in dem romantischen Komödienfilm Liebeswalzer mit Fritsch zum Traumpaar des deutschen Films avancierte. Lilian Harvey selbst wurde in der Folgezeit zum süßesten Mädel der Welt, wie die Presse schrieb. 1931 erschien der Film Der Kongreß tanzt, in dem sie in einer Szene „Christels Lied“, besser bekannt als Das gibt's nur einmal singt, das bis heute ein Evergreen geblieben ist. Die nachfolgenden Filme wurden auch in England und Frankreich synchronisiert, teilweise wurden sie sogar, wie damals nicht unüblich, gleich mehrsprachig mit unterschiedlichen Partnern gedreht, und dadurch wurde Lilian Harvey auch im Ausland bekannt. Sie wurde nach Hollywood eingeladen und drehte dort vier nicht sehr erfolgreiche Filme.

1935 kehrte Harvey in das politisch veränderte Deutschland zurück. Sie versuchte ihren Freund und Regisseur Paul Martin zu protegieren, doch längst kontrollierten die Nationalsozialisten die Kultur. Nachdem bekannt wurde, dass sie noch immer jüdische Kollegen in ihrem Haus empfing, wurde sie von der Gestapo beobachtet und galt in der Folgezeit als unzuverlässig. 1939 verließ Harvey schließlich Deutschland und emigrierte nach Juan-les-Pins, Frankreich. Nach der Besetzung Südfrankreichs ging sie 1941 abermals nach Hollywood. Zuvor war sie vor französischen Soldaten und in der Schweiz in Programmen für die Stärkung der Kriegsmoral aufgetreten. 1943 erkannte das NS-Regime Harvey die deutsche Staatsbürgerschaft ab.

Nach dem Krieg kehrte Harvey 1946 nach Paris zurück. In den folgenden Jahren unternahm sie Gesangstourneen durch Skandinavien und Ägypten. Auch in Deutschland, wohin sie 1949 zurückkehrte und wo sie Theaterrollen annahm, wurde sie freudig begrüßt. Allerdings musste sie wegen einer Lungenerkrankung einen längeren Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz hinnehmen. 1953 heiratete sie den dänischen Theateragenten Hartvig Valeur-Larsen; doch 1955 reichte Harvey die Scheidung ein. 1955/1956 lernte sie auf einer Gastspielreise durch die DDR Else Wirth (1907–2007) kennen, die von nun an ihre Lebensgefährtin und Mitarbeiterin wurde. Die Scheidung von Valeur-Larsen erfolgte 1957. Von der Bundesregierung erhielt Harvey eine Entschädigung in Rentenform für das in der Nazizeit eingezogene Vermögen.

Lilian Harvey, die zeitlebens depressiv und psychisch sehr zerbrechlich wirkte, starb 1968 zurückgezogen in ihrem eigenen Hotel in Juan-les-Pins an einer verschleppten Gelbsucht. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof Robiac im benachbarten Antibes.


Preise und Auszeichnungen

1965: Filmband in Gold für ihre Verdienste für den deutschen Film

1967: Bambi


Filmografie

1924: Der Fluch

1924: Die Motorbraut

1925: Leidenschaft

1925: Liebe und Trompetenblasen

1925: Die kleine vom Bummel

1926: Prinzessin Trulala

1926: Die keusche Susanne

1926: Vater werden ist nicht schwer

1927: Die tolle Lola

1927: Eheferien

1927: Du sollst nicht stehlen

1928: Eine Nacht in London

1928: Ihr dunkler Punkt

1929: Adieu, Mascotte

1929: Wenn Du einmal Dein Herz verschenkst

1930: Liebeswalzer

1930: Love Waltz (englische Version von Liebeswalzer)

1930: Hokuspokus

1930: The Temporary Widow (englische Version von Hokuspokus)

1930: Die Drei von der Tankstelle

1930: Le chemin du paradis (französische Version von Die Drei von der Tankstelle)

1930: Einbrecher

1931: Princesse, à vos ordres (französische Version von Ihre Hoheit befiehlt, woran Harvey nicht beteiligt war)

1931: Nie wieder Liebe!

1931: Calais - Douvres (französische Version von Nie wieder Liebe!)

1931: Der Kongreß tanzt

1931: Le congrès s'amuse (französische Version von Der Kongreß tanzt)

1931: Congress Dances (englische Version von Der Kongreß tanzt)

1932: Zwei Herzen und ein Schlag

1932: La fille et le garçon (französische Version von Zwei Herzen und ein Schlag)

1932: Quick

1932: Quick (französische Version)

1932: Ein blonder Traum

1932: Un rêve blond (französische Version von Ein blonder Traum)

1932: Happy Ever After (englische Version von Ein blonder Traum)

1933: Ich und die Kaiserin

1933: Moi et l'Impératrice (französische Version von Ich und die Kaiserin)

1933: The Only Girl (englische Version von Ich und die Kaiserin)

1933: Meine Lippen lügen nicht (My Lips Betray)

1933: My Weakness

1933: Ich bin Susanne (I Am Suzanne)

1935: Leise kommt das Glück zu Dir (Let's Live Tonight)

1935: Invitation to the Waltz

1935: Schwarze Rosen

1935: Roses noires (französische Version von Schwarze Rosen)

1935: Did I Betray / Black Roses (englische Version von Schwarze Rosen)

1936: Glückskinder

1936: Les gais lurons (französische Version von Glückskinder)

1937: Sieben Ohrfeigen

1937: Fanny Elssler

1938: Capriccio

1939: Castelli in aria

1939: Ins blaue Leben (deutsche Version von Castelli in aria)

1939: Frau am Steuer

1940: Serenade (Sérénade)

1940: Miquette

1958: Das gab's nur einmal


Adresse: Düsseldorfer Straße 47 (Berlin-Wilmersdorf), Kurländer Allee 55 (Berlin-Westend)



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Ross Verlag in Berlin.

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