Erwin Strittmatter

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Erwin Strittmatter auf der 1. Bitterfelder Konferenz, 24. April 1959

Erwin Strittmatter (* 14. August 1912 in Spremberg; † 31. Januar 1994 in Schulzenhof bei Dollgow) war ein sorbisch-deutscher Schriftsteller, der auf Deutsch schrieb. Er gehört zu den bekanntesten Schriftstellern der DDR.

Leben

Seine Kindheit verbrachte Strittmatter in Bohsdorf nahe Spremberg in der Niederlausitz, wo seine Eltern einen Kolonialwarenhandlung und eine Bäckerei betrieben. Von 1924 bis 1930 besuchte er das heute nach ihm benannte Reform-Realgymnasium in Spremberg. Im „Laden“ kann man sein Heimatdorf und Spremberg unter dessen sorbischen Namen Grodk als Orte der Handlung wiederfinden.

Nach seiner Bäckerlehre (1930–1932) war er als Bäckergeselle (1932), Kellner, Hilfsarbeiter und Tierpfleger tätig. Hierbei bekam er – vor allem auf dem Gebiet der Tierzucht – meist gute Zeugnisse.

Geprägt durch seine Familie und sein soziales Umfeld, schloss sich Strittmatter noch vor der Zeit des Nationalsozialismus der SPD an.

In Rudolstadt-Schwarza arbeitete er seit Oktober 1938 als Facharbeiter bei der Thüringischen Zellwolle AG. Strittmatter meldete sich im Herbst 1939 als einer von ca. 26.000 ungedienter Wehrpflichtiger zur Schutzpolizei, da er als "weißer Jahrgang" 1912 anstelle des Kriegsdienstes den Polizeidienst wählen konnte. Er wurde jedoch nicht bereits im Frühjahr 1940 in die Polizeikaserne einberufen, sondern erst ein Jahr später - die Gründe sind noch ungewiss (wahrscheinlich Einspruch des Arbeitgebers). Zuständig für die 26.000 Polizei-Freiwilligen war das seit 1.12.1939 eingerichtete zentrale Ergänzungsamt der Waffen-SS, das für die SS- und die Polizei-Aufnahmen und den Verkehr mit der Wehrmacht für die UK-Stellungen zuständig war. Die SS-Ergänzungsämter konnten im Zweifelsfalle auch "Überprüfungen" von Kandidaten vornehmen, und dies war auch bei Strittmatter der Fall (Karteikarte). Ab 1941 diente Strittmatter in einer Einheit der Ordnungspolizei, dem Pol.Batl. 325, welches 1942 mit den Pol.Batl. 302 und 312 zum einzigen Polizei-Gebirgsjäger-Regiment zusammengefasst wurde, das die Ordnungspolizei aufstellte. Es erhielt die Nr. 18 der Polizei-Regimenter und wurde ein Jahr später zum SS-Pol.Gebj.Rgt.18 umbenannt. (Der SS-Zusatz wurde 1943 allen Polizei-Regimenter "verliehen", sie blieben jedoch Teil der Ordnungspolizei.

Der Literaturwissenschaftler Werner Liersch kritisierte Strittmatter, er habe die Nähe zur Waffen-SS zeit seines Lebens der Öffentlichkeit gegenüber verschwiegen. Strittmatter soll zwei Spezialausbildungen zur Partisanenbekämpfung absolviert haben. Er war nach eigener Aussage nicht an Gewalttaten von SS-Einheiten beteiligt, sondern lediglich als Kompanieschreiber tätig gewesen. Im Sommer 1944 wechselte er zur Film- und Bildstelle der Ordnungspolizei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Bäcker und später als Zeitungsredakteur in Senftenberg bei der Märkischen Volksstimme. Strittmatter arbeitete nach 1947 auch als Amtsvorsteher für sieben kleine Gemeinden in der Niederlausitz.

Seit 1954 lebte er in Schulzenhof im Ruppiner Land, wo er als Schriftsteller und Pferdezüchter bis zu seinem Tod arbeitete. Von 1959 bis 1961 war er 1. Sekretär des Deutschen Schriftstellerverbandes. Grab in Schulzenhof

Das Verhältnis zwischen Erwin Strittmatter und dem Ministerium für Staatssicherheit ist umfänglich analysiert und dokumentiert. Von 1958 bis 1964 arbeitete er als Geheimer Informator der Staatssicherheit.

2011 wurde bekannt, dass er im August 1961 kurz nach dem Mauerbau verhinderte, dass Günter Grass bei einem kurzen Aufenthalt in der DDR von der Stasi festgenommen werden konnte. Ob Strittmatters Verhalten ein Einschreiten der Behörde bewusst verschleppen sollte oder ob er Informationen nur versehentlich auf Umwegen weitergab, ist bislang ungeklärt.

Strittmatter befürwortete in den 1970er Jahren laut Stasi-Akte des Schriftstellers Reiner Kunze dessen Ausweisung aus der DDR.

Erwin Strittmatter war seit 1956 in dritter Ehe mit der Dichterin Eva Strittmatter (1930–2011) verheiratet. Sie lebte mit ihm seit 1957 in Schulzenhof. Beide zogen vier Kinder auf, davon drei gemeinsame Söhne. Vier weitere Söhne aus seinen beiden ersten Ehen wuchsen nicht bei ihm auf. Die Journalistin Judka Strittmatter (* 1966) ist seine Enkelin, Tochter seines zweiten Sohnes aus erster Ehe.

Zum Freundeskreis der Strittmatters gehörten unter anderem Halldór Laxness, Lew Kopelew, der Staudenzüchter Karl Foerster und der Maler Hubertus Giebe.

Strittmatter wurde im Ortsteil Dollgow der Gemeinde Stechlin beigesetzt. Eva Strittmatter wurde 2011 an seiner Seite bestattet. Ihre Grabstelle liegt gegenüber dem Grab des zuvor verstorbenen Sohnes Matti.


Adressen: Schulzenhof (Wohnung), Markt 19, 01968 Senftenberg (Wohnung), Dorfstraße 35, OT Bohsdorf 03130 Felixsee (Der Laden Gedenkstätte), Friedhof-Dollgow (Grab)


Bild: Wikimedia/Bundesarchiv/Bild 183-63679-0006/Schmidt

Text: Wikipedia

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