Der Streit um die Töpchiner Feuerwehr

Aus veikkos-archiv
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Es war an einem Sommerabend Anfang der dreißiger Jahre in Töpchin. Die Bürger freuten sich auf den kommenden Sonntag und viele Stammgäste saßen im Dorfgasthof "Goldonkel", gegenüber der Villa des Ziegeleibesitzers Dr. Maecker.

Zugegen war auch der Dorfpolizist Wachtmeister Streichert, sein Pferd hatte er vor der Kneipe angebunden. Einige Kameraden der Feurwehr von Töpchin saßen am Stammtisch und tranken ihr Bier.

Mit zu nehmenden Bierkonsum entwickelte sich ein Streit zwischen dem Dorfpolizisten und den Angehörigen der Feuerwehr. Herr Streichert vertrat lauthals die Meinung, dass die Dorffeuerwehr von Töpchin viel zu langsam wäre und erst am Feuer eintreffen würde, wenn alles vorbei sei.

Die Männer der Feuerwehr waren über diese Meinung empört. Besonders Herr Karl Kettlitz bestritt diese Behauptung und legte sich lauthals mit dem Polizisten an. Jeder beharrte auf seinem Standpunkt. Zur Polizeistunde gingen alle verärgert auseinander.

Karl Kettlitz ging voller Wut nach hause und hatte sich einen tollen Plan ausgedacht. Lange nach Mitternacht löste er im Ort Feueralarm aus und meldete, dass der Gasthof "Goldonkel" brennen würde.

Die Feuerwehr war schnell zur Stelle und das ganze Dorf war in heller Aufregung, alle wollten mithelfen den Brand zu löschen. Die Bäuerin Schimmelschmidt aus der Dorfstraße stand im Nachthemd am Fenster und rief: "Sollen wir anspannen, zum Wasserfahren?". Der Wirt vom "Goldonkel", Herr Schumann guckte ganz verschlafen zur Tür raus und wollte wissen wo es brennen würde.

Nach kürzester Zeit stand die Feuerwehr mit vielen Helfern vorm Gasthof, um das Feuer zu löschen. Der Letzte, welcher am vermutlichen Brandherd eintraf, war der Dorfpolizist Herr Streichert mit seinem Pferd.

Der Beweis war erbracht, die Töpchiner Feuerwehr ist einsatzbereit und schnell dort wo sie helfen und löschen muss.

In dieser Nacht wurden noch viele Biere getrunken, zum Ärger des Dorfpolizisten und zum Wohl auf den Feuerwehrmann Herrn Karl Kettlitz. Der Goldonkelwirt spendierte Freibier aus Freude, weil es bei ihm nicht gebrannt hat und man sich auf die "Töpchiner Feuerwehr" verlassen konnte.

Der Held der Nacht und auch noch lange danach, war der Feuerwehrmann Karl Kettlitz, er hat das Ansehen der "Töpchiner Feuerwehr" gerettet und den Dorfpolizisten Herrn Wachtmeister Streichert blamiert.

Aber so einen Schmach ließ der Staat der damaligen Zeit nicht auf sich beruhen. Herr Karl Kettlitz wurde vor das Amtsgericht Mittenwalde geladen und im Prozess durch den Amtssrichter zu einer Geldstrafe von zehn Mark verurteilt.

Wenn Karl Kettlitz diese Geschichte später erzählte so meinte er immer: "Zehn Mark waren in der damaligen Zeit viel Geld, aber sie waren die Sache wert".

Der damals erbrachte Beweis über die Zuverlässigkeit der Feuerwehr von Töpchin hat sich bis zum heutigen Tag erhalten.


Siegfried Hannig Töpchin